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Diesen Beitrag wollte ich nie schreiben – und muss es doch. Verrückt, ein Nachruf auf jemanden, den ich erst einmal traf, der genauso alt ist wie ich. Auch er hat eine Familie, zwei Kinder. Mir fehlen die Worte – und doch habe ich das Gefühl, sie ihm ihm schuldig zu sein. Es war sein Wunsch, am Ende.
Ich frage mich, ob man hätte etwas tun können, auch wenn Johannes das verneint. Der Wunsch seiner Familie ist es, seinen selbstgewählten Weg nicht zu verurteilen. Das würde mir nie in den Sinn kommen. Wir sollen uns erinnern, von ihm erzählen. Viele kannten ihn ’nur online‘, wie Marc. Marc traf ich leider noch nie – Johannes zum Glück schon:
Ich weiss noch, wie enttäuscht ich war, daß er im Mai 2015 nicht nach Berlin kam, weil seine kleine Tochter krank war, und er sich zuhause um sie gekümmert hat. So lernte ich damals ’nur‘ Rouven kennen.
In diesem Jahr endlich liefen wir uns über den Weg, zunächst standen wir im Publikum nebeneinander rum, dann nahmen mich Johannes und Rouven nach einem Vortrag in der GLS-Bank in Berlin noch mit zurück in Richtung unserer Hotels.
Und ausgerechnet in Uwes Vortrag über dessen Depression saßen wir einige Plätze voneinander entfernt, ich ich hab Johannes noch aus Spaß gefragt, ob meine grüne Windjacke schon für einen Sponsorenvertrag der GLS-Bank reichen würden. Er rief lachend herüber ‚Nur echt mit dem GLS-Logo!‘.
Auch wenn auch ich die manchmal ‚dunkleren Posts‘, Musiken etc. sah und las, habe ich Johannes als einen fröhlichen Menschen und liebenden Papa in Erinnerung – und werde sein Andenken auch genauso bewahren. Kiki hat vielleicht ein wenig früher diese schwarzen Wölkchen über ihm gesehen, als sie seinen Avatoon zeichnete. Das war genau er, wie er selbst schrieb: Grimmig Online-Award: Wie mein Avatoon das Lachen verlernte.
Aber das war er, und es war und ist sein gutes Recht. Denn jeder von uns muss das Recht haben dürfen, sie oder er selbst zu sein.
Meine Gedanken sind bei seiner Frau, dem Junior, und dem Mademoisellchen. (Es ist so furchtbar. Ich google das Wort, weil ich zu blöd bin, es zu schreiben. Der erste Treffer ist ‚ihr‘ 2. Geburtstag, im Blog ihres Papas. Der Eintrag ist ein halbes Jahr alt.)
„Das, was ich für Liebe gehalten habe, hat leider nicht für mein Leben gereicht, geschweige denn für ihres.“
„Wenn ich einen letzten Wunsch hätte, dann wäre es der hier: Schaut in jeder Situation gemeinsam nach vorn. Seit achtsam mit euch selbst und dann aufeinander. Macht die Welt im Großen wie im Kleinen wieder zu einem guten Ort. Lebt den Gedanken, dass das gemeinsam im Miteinander möglich ist, weiter. Das wäre mir ein letzter Trost. Vielleicht bekommt mein Dasein dann doch noch einen Sinn.“
Johannes Korten, 1974-2016.
Fangen wir an. Spätestens jetzt.
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